Alle ans Meer! Mit dem Rad entlang der Ferienlager an der Westküste
„Frische Luft am Meer schnappen“, wer liebt das nicht? Für uns Menschen des 21. Jahrhunderts ist die Küste ein fast natürliches Urlaubsziel, das für fast jeden erreichbar ist. Für viele unserer Vorfahren im 19. und frühen 20. Jahrhundert war das Meer viel weiter entfernt: Sie konnten es sich schlicht nicht leisten, an der Küste zu leben. Die Ferienlager haben dies geändert und im letzten Jahrhundert Tausende von Kindern an die gesunde Seeluft herangeführt.
Aber was brachten diese Kolonien mit sich? Wer hat sie organisiert? Und welche Erinnerungen haben die Kinder daran? Die Tour Alle ans Meer! Feriensiedlungen in Koksijde und Nieuwpoort nehmen Sie mit auf eine Radtour durch die Feriensiedlungen von gestern. Die Tour bietet eine intensive historische Rekonstruktion durch Ortsbesichtigungen und Hintergrundinformationen, kombiniert mit persönlichen Zeugnissen sowohl von Betreuern als auch von Kindern.
Gesundheit, Ernährung und Hygiene
Die Tour beginnt an der Kapelle „Stern des Meeres“, das Haus selbst wurde abgerissen. Zu meiner Überraschung leitet sich der Name der benachbarten Straßenbahnhaltestelle „Koksijde Ster der Zee“, an der ich in meinen Ferien so oft vorbeikam, von diesem Ort ab! Hier setzt die Einleitung in Form eines Audiofragments an und erzählt, wie unzählige sozial benachteiligte, kranke und durch Tuberkulose geschwächte Kinder dank der Unterstützung karitativer Organisationen und später auch der Krankenkasse die Sommermonate an der gesunden Seeluft verbringen konnten.
„Gesundheit, Ernährung und Hygiene standen im Mittelpunkt“, heißt es weiter. Die Art und Weise der Befriedigung dieser drei Grundbedürfnisse variierte je nach Zeitgeist und den Ansichten der jeweiligen Wohltätigkeitsorganisationen stark. Dies wird auch durch die – teilweise erschütternden – Zeugenaussagen der „Koloniekinder“ deutlich, die im Rahmen der Führung geboten werden. Diese Zeugnisse sind mit den Kolonien verknüpft, in denen Sie Halt machen, und verstärken das Erlebnis des Besuchers: Sie stehen buchstäblich neben dem konkreten Ort, der so anschaulich beschrieben wird.
Bei einem Stopp am „Home Edouard Pecher“ erfahre ich, dass das Gebäude heute als Kunstakademie genutzt wird. Die Fenster sind reich mit Gemälden und Skulpturen verziert. Obwohl das Gebäude einen anderen Namen und eine andere Funktion erhalten hat, fühlt man sich nicht nur aufgrund der Architektur, sondern auch aufgrund der fotografischen Rekonstruktion des Rundgangs 60 Jahre in der Zeit zurückversetzt. Auch hier sind die Spuren der Kolonie noch deutlich sichtbar: An der Fassade des Gebäudes ist noch der Abdruck der Buchstaben „Home Edouard Pecher“ zu erkennen.
Um ein umfassendes Bild der Ferienlager zu erhalten, umfasst die Tour 26 Kilometer und führt an nicht weniger als vierzehn Standorten vorbei. Jede Kolonie sieht anders aus und hat ihre eigene Geschichte, die durch Fotomaterial, eine Skizze des historischen Kontexts und die bereits erwähnten Zeugenaussagen eindrucksvoll rekonstruiert wird. Wenn Sie nur eine dieser Kolonien (wieder)entdecken möchten, besteht natürlich auch die Möglichkeit, mit der App nur diesen Punkt zu besuchen.
Am Ende der Tour hören Sie die Aussage eines Anwohners, der die Kinder der Kolonien als „ordentlich und erfahren“ beschreibt. Als ich meinen Onkel, einen Einwohner von Panne, frage, wie er die Kolonien in seiner Gegend erlebt hat, erzählt er mir, dass er als Kind nicht verstehen konnte, dass viele der dortigen Urlaubsgäste das Meer zum ersten Mal sahen. Als er ein Koloniekind darauf ansprach, antwortete dieses: „Und du? Hast du eigentlich schon mal die Kempen gesehen?“ Nächster Halt mit dem ErfgoedApp : die Kempen vielleicht.
Praktisch
Lust auf eine Entdeckungsreise mit Everyone to the Sea! Ferienlager in Koksijde und Nieuwpoort? Laden Sie dann die ErfgoedApp im App Store oder über Google Play und laden Sie die Tour herunter.
Credits
Diese Tour ist eine Zusammenarbeit zwischen den Masterstudentinnen der Geschichte der Universität Gent, Elise Huughe und Manon Mortier, und der Gemeinde Koksijde (Abteilung Kultur und Erbe und Gemeindearchiv Koksijde). Vielen Dank an Martine Vermandere und Amsab-ISG.