Gemeinsam mit der ErfgoedApp Die Kazerne Dossin hat vor Kurzem eine Tour entwickelt, die sich an Sekundarschüler ab 15 Jahren richtet. Wir besuchten das Museum und erfuhren etwas über „Kazerne Dossin: Was gibt es Neues?“ die Kriegsvergangenheit auf neue Weise kennenlernen.
Eine dunkle Seite der belgischen Kriegsgeschichte
Als Gedenkstätte, Museum und Forschungszentrum zum Holocaust und zu Menschenrechten ist die Kazerne Dossin seit vielen Jahren eine feste Größe in der Kulturerbelandschaft. Die historische Geschichte des Zweiten Weltkriegs und der Judenverfolgung lässt niemanden unberührt und zieht sich wie ein roter Faden durch das Museum und die Dauerausstellung. Auch Belgien blieb vom Holocaust nicht verschont, einem dunklen Kapitel, das weiterhin erzählt werden muss. Auch an junge Leute.
Als junger Besucher starten Sie gemeinsam mit Ihren Betreuern auf dem Panoramadach der Kazerne Dossin im fünften Stock. Bei schlechtem Wetter können Sie die Aussicht hinter den großen Fenstern genießen. Bei der Besichtigung der originalen Baracken erfahren Sie, welche Rolle das Gebäude bei den Deportationen zwischen 1942 und 1944 spielte. Im Rundgang erfahren Sie, dass in den Baracken 25.843 Häftlinge untergebracht waren. Nur 5 % dieser Menschen überlebten den Krieg.

Natan Ramet: Ein packendes Zeugnis von Ausdauer und Überleben
Der ErfgoedApp -Tour führt Sie nun in die dritte Etage. Bevor Sie fortfahren, warnt Sie die App, dass ein sehr spannender Teil der Ausstellung bevorsteht. Wenn Sie an der Tour teilnehmen, bleiben Ihnen die schockierendsten Bilder erspart. Möchten Sie sie trotzdem ansehen? Dann bring unbedingt eine Lehrkraft oder einen Erwachsenen mit!
Sie sehen die riesige Fotowand, die sich über nicht weniger als fünf Stockwerke erstreckt. Als nächstes suchen Sie nach dem Foto von Natan Ramet. Er war ein jüdischer Mann, der den Holocaust überlebte und später Mitbegründer des Jüdischen Museums der Deportation und des Widerstands war, dem Vorläufer des Kazerne Dossin Museums. Sie erfahren, warum sein Foto in Farbe ist und was seiner Familie während der Verfolgung widerfuhr. Natan spricht über seine Erlebnisse als Siebzehnjähriger in der Kaserne Dossin, seine Deportation nach Polen und seine schrecklichen Erinnerungen an Auschwitz-Birkenau. Sie erfahren etwas über die in den Konzentrationslagern angewandten Praktiken und welche Techniken die Nazis verwendeten, um ihre Opfer zu entmenschlichen und zu demoralisieren. Durch Natans packende Zeugenaussagen, Erinnerungen und Erbstücke erfahren Sie mehr über das unerträgliche Leben in den Lagern.

Im dritten Stock setzen Sie die Geschichte nach der Befreiung und dem Ende des Zweiten Weltkriegs fort. In einem anschließenden Zeugnis berichtet Natan von seinen Erlebnissen nach seiner Rückkehr nach Antwerpen. Es werden auch Geschichten von Opfern erzählt, die nicht überlebt haben.


Die Macht der Bilder: Propaganda und Polarisierung
Ab der zweiten Etage informiert Sie der Rundgang über die Bedeutung von Medien und Propaganda. Schließlich haben Plakate, Flugblätter, Radio- und Fernsehprogramme großen Einfluss auf die Wahrnehmung der Gesellschaft durch die Menschen.

Sie werden tiefer in die Medien- und Propagandanutzung durch Nazi-Deutschland, aber auch durch den belgischen Widerstand eintauchen. „Kazerne Dossin: Was gibt es Neues“ zeigt, wie antisemitische Propaganda zu einer Zunahme der Gewalt gegen jüdische Bürger führte. Darüber hinaus konzentriert sich die Tour auf den Unterschied zwischen Propaganda und Werbung, was eine sehr wichtige Unterscheidung darstellt. Anhand verschiedener Beispiele werden die Merkmale von Propaganda und deren Erkennung erläutert. Ein großer Mehrwert für junge Menschen, die heute ebenfalls mit derartigen Informationen konfrontiert werden.

Massen und Medien
Im ersten Stock erklärt die Ausstellung, wie Hitler und seine Anhänger Zensur und Massenmedien nutzten, um Anhänger zu gewinnen. Im Mittelpunkt der Führung steht, wie Hitler versuchte, die Bevölkerung von der Nazi-Ideologie zu überzeugen. Sie sehen auch, wie er mit der Menge spielte und sie ausnutzte, um an Macht zu gewinnen. All diese Elemente tragen dazu bei, jungen Besuchern bewusst zu machen, wie wichtig die Macht der Masse und der Medien sein kann.

Sie erfahren außerdem mehr über die damaligen Lebensbedingungen und können so nachvollziehen, wie diese Hassbotschaften das Denken und Handeln der Menschen beeinflussen konnten.

Niemals vergessen
Der spannende Rundgang endet dort, wo er begonnen hat: an der großen Fotowand. Man schaut diesen Menschen ein letztes Mal in die Augen, mit den Informationen über Verfolgung, Rassismus, Antisemitismus und Propaganda im Hinterkopf.
Die Seite „Was gibt es Neues?“ Die Tour ist eine sehr bewegende, lehrreiche und interaktive Tour, die junge Menschen auf verständliche Weise über die Macht der Propaganda im Zweiten Weltkrieg informiert. Indem Kazerne Dossin mit der Geschichte der Gewalt und Verfolgung jüdischer Bürger beginnt und dann untersucht, wie es dazu kommen konnte, hofft sie, dass junge Menschen die Macht und Wirkung von Massenmedien und Hasskampagnen besser verstehen. Damals und heute.
