Immer frei, nie selbstverständlich: V-Bomben in Antwerpen

Am 4. September 1944 war der lang ersehnte Tag endlich gekommen. Nach einer vierjährigen Besetzung, die eine Ewigkeit zu dauern schien, wurde Antwerpen endlich von den Alliierten befreit. Was die Antwerpener in diesem Moment nicht wissen, ist, dass die Qualen noch nicht zu Ende sind. In den dunklen Gängen der unterirdischen Fabriken im Herzen des Deutschen Reiches arbeiten Zwangsarbeiter Tag und Nacht an einer neuen Geheimwaffe: fliegende Bomben, die Ziele in bis zu 240 Kilometern Entfernung treffen können.

Am Ende verlieren etwa 3.000 Antwerpener Bürger und mehr als 600 alliierte Soldaten ihr Leben in dieser fünf Monate dauernden Terrorkampagne. Die schnellen, hochfliegenden V2-Raketen erweisen sich als besonders tödlich, während es der alliierten Flakartillerie gelingt, 2.183 V1-Raketen abzuschießen.

Schildersstraat, wo am 13. Oktober 1944 die erste V-Bombe einschlug. ©Kasper Vanderzeypen

Antwerpen erinnert sich

Der Spaziergang V-bommenterreur ist eine Initiative von Antwerpen Herdenkt, einer Organisation, die unter dem Motto "Immer frei, nie selbstverständlich" an die Kriegsnarben von Antwerpen erinnert. V-bommenterreur ist einer der drei Antwerpener Herdenkt-Spaziergänge, die Sie über die ErfgoedApp entdecken können. Mit den beiden anderen begeben Sie sich auf die Spuren des Widerstands und der Judenverfolgung.

Zeit, diese spannende Wanderung mit der ErfgoedApp in der Hand zu testen.

Der tödlichste Tag der V-Bomben-Kampagne: der Angriff auf das Kino Rex

Der Spaziergang durch den V-Bomben-Terror beginnt unmittelbar mit dem tödlichsten Einschlag einer V-Bombe während des gesamten Krieges. Am 16. Dezember 1944 schlägt eine V2-Bombe im Herzen von Antwerpen ein, und zwar genau im Cinema Rex. Als eines der vielen Kinos der Stadt diente es Zivilisten und Soldaten als Ablenkung. Auch an diesem schicksalhaften Tag: das Kino ist voll, die De Keyserlei ist überfüllt. In einem Augenblick finden mehr als 500 Menschen den Tod und das Cinema Rex wird in ein rauchendes Chaos verwandelt. In der ErfgoedApp höre ich die Aussage von Jim Mills, einem britischen Soldaten, der den Einschlag nur knapp überlebt.

Heute befindet sich am Ort der Tragödie immer noch ein Kino. Es ist schwer vorstellbar, dass dieser Ort vor mehr als 80 Jahren Schauplatz eines Massakers war.

Der Ort des tödlichsten V-Bombenangriffs. ©Kasper Vanderzeypen

Der Schrecken der V-Bombe beschränkt sich nicht auf die Menschen in den betroffenen Städten

Der Spaziergang geht weiter in Richtung Groenplaats. Dieser zentrale Platz neben der Kathedrale wurde kurz nach dem Krieg zur Ausstellung von V-Bomben genutzt. Auf dem Platz erklärt die App auch eine andere Art von Bombenopfern: Zwangsarbeiter, die in unterirdischen Bunkerkomplexen Bomben zusammenbauen mussten. Nachdem alliierte Bomber ab 1943 damit begonnen hatten, deutsche Produktionsstätten zu zerstören, beschlossen die Deutschen, die Arbeit im Untergrund fortzusetzen. Unter dem Decknamen "Dora" wird in der Nähe von Nordhausen (Mitteldeutschland) ein regelrechtes unterirdisches Konzentrationslager eingerichtet. Etwa 60.000 Häftlinge arbeiten dort Tag und Nacht an den Bomben. Die App zeigt Leopold Claessens, der als politischer Häftling beim Bau des Komplexes mithelfen muss. Als einer von tausend belgischen Zwangsarbeitern erzählt er von den Schrecken von Dora.

Entscheidung

Der Spaziergang endet am Teniersplaats, wo ich das Zeugnis von Simone De Ceunynck höre. Sie kommt mit dem Schrecken davon, als in der Nähe eine V2-Rakete einschlägt. Wieder einmal bietet der V-Bomben-Spaziergang einen einzigartigen Einblick, wie der Albtraum für Tausende von Antwerpener Familien zur Realität wurde. Der materielle und menschliche Schaden ist enorm, aber ohne den Einsatz der Antwerpener Freiwilligen hätte es noch viel schlimmer kommen können.

©Antwerpen Herdenkt

Möchten Sie selbst die Geschichten über die tapferen Freiwilligen und die emotionalen Zeugnisse der Antwerpener hören? Starten Sie den Spaziergang in der ErfgoedApp oder surfen Sie zu Antwerpen Herdenkt für weitere Informationen über die verschiedenen Projekte.

Antwerpen erinnert sich - V-Bombenterror
Einen Monat nach der Befreiung, im Oktober 1944, beginnt der Terror der V-Bomben. Die deutsche Heeresleitung beginnt ein monatelanges Bombardement mit so genannten