Leuvener Kollektiv gegen Armut startet Walk-In ErfgoedApp
Der 17. Oktober wurde 1992 von den Vereinten Nationen zum Internationalen Tag gegen Armut und soziale Ausgrenzung erklärt. An diesem symbolträchtigen Tag führt das Leuvener Kollektiv gegen Armut jedes Jahr eine Reihe von Aktionen durch, um Menschen in Armut eine Stimme zu geben. In diesem Jahr geschah dies mit Unterstützung der Leuven Heritage Unit. Gemeinsam besuchten wir das Stadtarchiv, lieferten Input für den historischen Teil des Marsches gegen Armut und stellten eine digitale Version auf ErfgoedApp zur Verfügung. Ein faszinierender Prozess von, für und mit Menschen in Armut. Denn leider drückt die Armut immer noch.
Spaziergang gegen Armut: ein kokreativer Prozess
Im Jahr 2020 hat das Kollektiv gegen Armut einen Spaziergang als Alternative zur jährlichen großen Parade vorgeschlagen, die wegen der COVID-19 nicht stattfinden konnte. Mithilfe einer Papierbroschüre konnten Interessierte selbst eine Wanderroute ablaufen. Der Erfolg war so groß, dass das Kollektiv auch für Oktober 2021 einen weiteren Spaziergang planen wollte. Eine Arbeitsgruppe des Kollektivs untersuchte zusammen mit der Abteilung für Kulturerbe in Löwen das neue Konzept. Unter dem Aspekt der "sozialen Teilhabe" wählten wir eine Wanderroute entlang aktueller Orte, die für Menschen in Armut zugänglich sind. Darüber hinaus suchten wir gemeinsam nach historischen Informationen, damit die Route einen Blick auf die Armut in der Vergangenheit und in der Gegenwart ermöglicht.
Besuch im Stadtarchiv: Überraschend aktuell
Während des Entstehungsprozesses besuchten wir mit einigen der Initiatoren der Kollektive das Stadtarchiv von Leuven. Wir bekamen eine VIP-Führung durch das Archivdepot, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was ein Archiv aufbewahrt. Außerdem hatten die Archivare im Lesesaal fünf Thementische mit verschiedenen historischen Originalquellen über die Armut in Leuven aufgestellt: von Sterberegistern aus dem mittelalterlichen Augustinerkrankenhaus bis hin zu Akten und Bildmaterial über das Remy-Devleeschouwer-Nachtasyl und die öffentlichen Bäder aus dem 19.
Der Besuch löste interessante Gespräche aus und brachte uns zum Nachdenken über die Zusammenhänge zwischen Armut in der Vergangenheit und heute. Die historischen Quellen und die begleitenden Erklärungen fesselten sofort die Phantasie und deckten sich auch sehr gut mit den eigenen Erfahrungen der Gruppe. Mit diesen Quellen als Grundlage nahmen die Geschichten für den Spaziergang konkrete Formen an und konnten dank eindrucksvoller Archivaufnahmen und Fotos schön illustriert werden. Kurzum, ein Volltreffer!
Die historischen und aktuellen Geschichten fügten sich wie Puzzleteile zusammen, und der Rundgang von über vier Kilometern war vollendet.
Sven, Birgit und An haben die Wanderroute tatsächlich getestet. Die Tour beginnt am Grote Markt und führt entlang einiger schöner versteckter Wege und grüner Oasen in Leuven wie dem Kruidtuin und dem Dijlepark. Die Zugänglichkeit für Kinderwagen und Rollstühle wurde berücksichtigt, auch wenn man hier und da ein paar Kopfsteinpflaster und einen steilen Anstieg zum nächsten Halt in Kauf nehmen muss.
Szenario im ErfgoedApp
Neben der Wanderbroschüre in Papierform haben wir gemeinsam das Szenario für die digitale Version auf Erfgoedapp entworfen: ein Hörspaziergang entlang von zehn Orten. Diese digitale Version zielt darauf ab, die Reichweite des Spaziergangs zu erweitern und neue Zielgruppen anzusprechen, damit das Thema von einem breiteren Publikum diskutiert werden kann.
Die Fragmente wurden von der Freiwilligen Reinilde erzählt und bieten an jeder Haltestelle zusätzliche Erklärungen. In der Riddersstraat erzählt sie zum Beispiel von der offenen Werkstatt der Compagnie Tartaren, einer sozio-künstlerischen Theatergruppe, die aus ihrem eigenen Lebensumfeld heraus fesselnde Aufführungen kreiert. An dieser Haltestelle erzählt sie aber auch mehr über das Leben in der Vergangenheit in der nahe gelegenen Petersilienflur:
"Im 19. Jahrhundert hatten Fabrikarbeiter mit Hungerlöhnen keine andere Wahl, als eine Hütte in einer Gangske zu mieten. Die Lebensbedingungen waren miserabel: Es gab weder fließendes Wasser noch Strom. In der Nähe der Riddersstraat 77 befand sich der Petersilienflur. Noch 1975 wurde die Misswirtschaft in dieser Gasse angeprangert: Ein Polizeibericht ordnete an, dass das Gesundheitsamt der Stadt eingreifen sollte, weil ein Mann in einem Haus voller Läuse gefunden worden war ..."
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