Der „Star“ im Sterrebos

Das Provinzgut Sterrebos in Rumbeke in Westflandern ist ein 27 Hektar großes Schlossgut. Trotz seiner Lage neben einer viel befahrenen Straße ist der Sterrebos eine Oase der Ruhe und als Wanderer lässt man die Urbanisierung weit hinter sich.

Schlossgut Sterrebos

Die Ursprünge der Burgdomäne reichen bis in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts zurück. Das Schloss, wie wir es heute kennen, ist größtenteils das Ergebnis einer Baukampagne des Schlossherrn Thomas de Thiennes im 16. Jahrhundert. Das Schloss in seiner heutigen Form wird erstmals auf einem Gemälde aus dem Jahr 1535 dargestellt. Damals war der Sterrebos allerdings noch nicht erwähnt.

Anonym, Thomas de Thiennes und Familie auf Schloss Rumbeke , 1535, Privatsammlung (Brüssel)

Der Aufbau des Sterns

Die Wirtschaftskrise des Spätmittelalters machte ab dem 16. Jahrhundert einem neuen Zeitgeist Platz. Mit der italienischen Renaissance als ultimativem Beispiel rücken Kunst, Literatur, Luxus und die persönliche Entwicklung des Einzelnen auch in unserem Land in den Mittelpunkt. „Nutze den Tag“ wird zum Motto der High Society, Entspannung ist die Norm.

Auch die Jagd entwickelte sich zu einem besonders beliebten Zeitvertreib für den Adel. Betreten Sie den „Stern“, der im 18. Jahrhundert von den Architekten H. Pulinckx und F. Simoneau erbaut wurde. Schließlich war ein solches sternförmiges Alleensystem im Wald der ultimative Traum des Jägers, der sich dem Wild stets gegen den Wind nähern musste. Durch die Aufteilung eines Waldes in Segmente (Dreiecke) , die den Himmelsrichtungen entsprechen, wie bei einer Kompassrose, hatte der Jäger immer einen Vorteil.

Die sternförmigen Alleen in Rumbeke wurden mehrere Jahrhunderte nach dem Bau der Burg angelegt. Neben ihrem klaren Zweck – der Jagd – gibt es noch eine zweite Erklärung dafür, warum die Wege nicht von der Burg als Mittelpunkt ausgehen. In vielen anderen Barockparks bildet das Schloss oft den Mittelpunkt der Anlage. Ein markantes Beispiel hierfür ist das Schloss Versailles, wo die Wege im Park in einem Gänsefußmuster vom Schloss ausgehen.

Karte der Gärten von Versailles von Jean Delagrive (1746)

Der Sterrebos macht seinem Namen alle Ehre. Auftraggeber für die Neugestaltung des Schlossparks war höchstwahrscheinlich General und Oberbefehlshaber der österreichischen Armee Joseph de Murray, der die Witwe von Charles Louis Albert de Thiennes heiratete. Ein sternförmiger Grundriss, bestehend aus einem Zusammenspiel von Eibenhecken und Braunbuchenhecken, bildete seit 1769–1775 die Grundlage der Schlossanlage. Zwölf sternförmige Alleen gehen von einem Zentrum aus. Bevor der neue Garten angelegt wird, werden einige Vorarbeiten durchgeführt. Der alte Wirtschaftshof westlich des Schlosses wird abgerissen und der kleine Teich südlich des Schlosses zugeschüttet. Der Entwurf der Architekten Simoneau und Pulinckx soll vom Wiener Prater inspiriert sein.

Screenshot eines kurzen Intro-Films, sichtbar mit dem ErfgoedApp 

In den 1960er Jahren wurden alle Alleen praktischerweise nach den Uhrzeiten benannt. Auch heute noch ist der sternförmige Grundriss zusammen mit dem Schloss Rumbeek ein Blickfang für jeden Besucher der Provinzdomäne. Am Ende jeder Allee sind Sehenswürdigkeiten zu sehen. Einige Beispiele:

 Der II-Urendreef überblickt die Kirche von Rumbeke.
Vom IV-Urendreef aus hat man Aussicht auf den alten Garten des Schlosses und die quadrantenförmigen Teiche.
Der V-Urendreef überblickt den Stufengiebel an der Rückseite des Schlosses.
Das VIII-urendreef überblickt die Bergmolen.
Die XII-Stunden-Allee überblickt die St.-Michael-Kirche in Roeselare.

Screenshot des Kulturerbe-Spaziergangs durch die Provinzdomäne Sterrebos (links) und ein Fragment der Ferraris-Karte 1771–1778 (rechts). 

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