Das Leben, wie es ist, durch eine historische Linse
"Die Vergangenheit ist ein fremdes Land, dort macht man die Dinge anders". So beginnt der britische Romancier L. P. Hartley sein Werk The Go-Between. Wer tatsächlich in diese schwindelerregende Vergangenheit blickt, merkt schnell, dass dieser Satz ebenso viel Wahrheit wie Lüge enthält. Ja, die Dinge waren anders, aber wie in einem Grundschulgedicht wirkt das Reimschema oft allzu vorhersehbar. "Die Geschichte wiederholt sich nie, aber sie reimt sich immer ein bisschen": Das ist schon eher der Fall!
ErfgoedApp Hier finden Sie eine Reihe von Wanderungen, die Ihnen einen Einblick in diese Vergangenheit geben. Die folgenden Touren präsentieren sich als Schnappschüsse aus der Vergangenheit. Alle sind Spaziergänge durch eine historische Stadt mit ehemaligen Bewohnern als Führer. ErfgoedApp Wenn Sie auf den schwarzen Bildschirm Ihres Smartphones schauen, sehen Sie sich selbst; wenn Sie einen dieser Rundgänge in öffnen, sehen Sie sich vielleicht immer noch zurückstarren.
Unterwegs mit einem Almanach - Öffentliche Bibliothek Brügge
ErfgoedAppDie öffentliche Bibliothek von Brügge hat im September 2023"Op Stap met een Almanak" ins Leben gerufen. Diese lehrreiche Stadtführung wurde speziell für Schüler der zweiten Klasse der Sekundarstufe konzipiert. Das soll Sie aber nicht davon abhalten, die Tour auch als Nicht-Schüler zu machen. Das Herz weiß, was der Kopf will, und der Kopf will etwas wissen!
Der Rundgang beginnt in der Hauptbibliothek Biekorf, wo wir plötzlich rund zweieinhalb Jahrhunderte in die Vergangenheit katapultiert werden. Im fernen Jahr 1778 treffen wir nicht auf machtgierige Marquis oder gerechtigkeitssuchende Revolutionäre. Vielmehr treffen wir auf Andreas Kuipers, einen einfachen Jungen, der wegen der Arbeit seines Vaters durch die Stadt des späten achtzehnten Jahrhunderts zieht. Dank der historischen Sammlung der Bibliothek wird diese Zeitreise durch einen authentischen Stadtalmanach unterstützt. Almanache wie dieser wurden in regelmäßigen Abständen herausgegeben und enthielten alle Informationen, die ein Brügger Bürger zu jener Zeit benötigte, um sein tägliches Leben erfolgreich zu bewältigen. Von den Postdiensten über Märkte und Feiertage bis hin zu den Schließzeiten der Stadttore (ja, damals konnte man eine "Nacht in der Stadt" wirklich rechtfertigen).
Anhand dieser Quelle erfahren wir etwas über Wechselkurse, Postverteilung, Apothekenbesuche und vieles mehr. In weniger als einer Stunde lernen Sie die Stadt so kennen, wie sie die Brüggelinger im achtzehnten Jahrhundert sahen. Die Öffentliche Bibliothek von Brügge bietet sogar ein Aktivitätenpaket an, mit dem Sie Ihr Wissen über die Stadt noch weiter vertiefen können. Wenn Sie sich von Ihrem Abenteuer auf dem Grote Markt mit einer Tüte Pommes frites oder einem Trappistenbier in der Hand erholt haben, werden Sie sich vielleicht fragen: "Eigentlich hat sich gar nicht so viel verändert, oder?".
Ik Jan Smeken - Referat Brüsseler Kulturerbe
Von Brügge nach Brüssel also, und diesmal ein bisschen weiter zurück in der Zeit (wo die Dinge noch anders sind, sich aber immer noch ein bisschen reimen). Hier folgen wir Jan Smeken, der Hauptfigur des Romans I Jan Smeken, aber vor allem einem schrulligen Mann. In den Scharnierjahren zwischen Mittelalter und früher Neuzeit (lies: Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert) war Jan Smeken Stadtdichter in Brüssel, das inzwischen zur Hauptstadt ernannt wurde. Die beiden Autoren von I Jan Smeken, Rick de Leeuw und Remco Sleiderink, führen Sie durch Jans Brüssel, meist auch mit Jans Worten. Dank der modernen Nacherzählungen von Jan Smekens Gedichten lernen wir das Brüssel des fünfzehnten Jahrhunderts kennen, wie er es kannte. So wohnen wir der Hinrichtung von Slakke Warre bei, der Schnecken fing und sie roh aß, bis Warre beschloss, einen Amoklauf zu begehen. Wir sehen Jan und seine Freunde, wie sie auf den Kais entlang der Zenne, die damals ungedeckt durch die Stadt floss, Theaterstücke nachspielen. Hinrichtungen auf dem Grote Markt und ein Fluss durch das Stadtzentrum - das klingt, als wäre die Vergangenheit wirklich ein anderes Land. Aber wenn der Schnee über die Straßen Brüssels fällt und Jan Smeken die entstehenden Schneemänner beschreibt, dann reimt es sich doch ein wenig. Oder etwa nicht?
Spaziergang Hauptbahnhof-Red Star Line Museum
"Ich war sieben Jahre alt und der Zug wurde langsam voll". So beginnt der Rundgang durch das Red Star Line Museum. Mitten im Trubel des Antwerpener Hauptbahnhofs reisen wir anderthalb Jahrhunderte zurück in jenes fremde Land, das wir als "Vergangenheit" kennen, und verfolgen die Geschichten der unzähligen Auswanderer, vor allem aus Mitteleuropa, die ihrerseits ebenfalls eine unbekannte Welt betraten. Oft mit allem, was sie tragen konnten, kamen sie aus allen Teilen Europas in der Middenstatie (Hauptbahnhof) an. Dann machten sie sich auf den Weg zu den Kais von Antwerpen, wo Dampfer der Red Star Line sie in das fantasievolle Amerika brachten. Mit Hilfe historischer Videoclips blicken wir hinter den Schleier der Zeit und begegnen dieser Vergangenheit. Auch diese Erfahrung, die Heimat zu verlassen, um anderswo ein neues Kapitel zu beginnen, kommt vielen nur allzu bekannt vor. Früher ging es um mehr als nur die Annehmlichkeiten eines Tages in der Stadt, Winterspaß und Laientheater. Oft ging es auch um die Herausforderungen, die die Welt an uns stellt, und dabei auch um die menschliche Widerstandskraft.
Sind Sie neugierig, wie das Leben in der Vergangenheit aussah und welche Erfahrungen die Menschen gemacht haben, die vor Jahrhunderten hier unterwegs waren? Dann probieren Sie auf jeden Fall eine dieser oder eine der vielen anderen Touren im ErfgoedApp und entdecken Sie selbst, dass die Vergangenheit zwar ein fremdes Land war, aber gar nicht so anders.