Alle raus aufs Meer! Mit dem Fahrrad vorbei an Ferienkolonien an der Westküste

Frische Luft am Meer schnappen", wer liebt das nicht? Für uns, die wir im 21. Jahrhundert leben, ist die Küste ein fast natürliches Urlaubsziel, das für fast jeden leicht zu erreichen ist. Für viele unserer Vorfahren aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert war das Meer viel weiter entfernt: Sie konnten sich einen Aufenthalt an der Küste einfach nicht leisten. Das änderte sich mit den Ferienkolonien, die im letzten Jahrhundert Tausende von Kindern an die gesunde Seeluft heranführten.

Doch was bedeuteten diese Kolonien? Wer organisierte sie? Und welche Erinnerungen haben die Kinder an sie? Die Tour Alle ans Meer! Ferienkolonien in Koksijde und Nieuwpoort nimmt Sie mit dem Fahrrad mit auf eine Entdeckungsreise zu den Ferienkolonien von früher. Die Tour bietet eine intensive historische Rekonstruktion auf der Grundlage von Ortsbesichtigungen und Hintergrundinformationen, kombiniert mit persönlichen Berichten von Betreuern und Kindern.

Gesundheit, Ernährung und Hygiene

Die Tour beginnt an der Kapelle 'Ster der Zee', da das Haus selbst abgerissen wurde. Zu meiner Überraschung ist die benachbarte Straßenbahnhaltestelle "Koksijde Ster der Zee", an der ich im Urlaub so oft vorbeigefahren bin, nach diesem Ort benannt! Die Einführung in Form eines Audioclips beginnt hier und erzählt, wie unzählige sozial benachteiligte, kranke und tuberkulosegeschwächte Kinder dank der Unterstützung von Wohlfahrtsverbänden und später der Versicherung auf Gegenseitigkeit die Sommermonate in der gesunden Seeluft verbringen konnten.

Links: Stern des Meeres © Westhoek Verbeeldt.be. Rechts: Kapelle Ster der Zee, 2021 © Anna-Livia Smekens. 

"Gesundheit, Ernährung und Hygiene standen im Mittelpunkt", heißt es weiter. Die Art und Weise, wie diese drei Grundbedürfnisse befriedigt wurden, variierte stark je nach Zeitgeist und den Ansichten der einzelnen Wohlfahrtsverbände. Dies spiegelt sich in den - mitunter erschütternden - Zeugnissen der "Koloniekinder" wider, die auf der Tour geboten werden. Diese Zeugnisse sind mit den Kolonien verknüpft, in denen Sie Halt machen, was die Erfahrung des Besuchers noch verstärkt: Sie stehen buchstäblich neben dem konkreten Ort, von dem so anschaulich erzählt wird.

Screenshots ErfgoedApp: Alle ans Meer! Ferienkolonien in Koksijde und Nieuwpoort.

Bei einem Besuch im "Haus Edouard Pecher" erfahre ich, dass das Gebäude heute als Kunstakademie genutzt wird. Die Fenster sind reichlich mit Gemälden und modellierten Skulpturen verziert. Obwohl das Gebäude einen anderen Namen und eine andere Funktion erhalten hat, wird man nicht nur durch die Architektur, sondern auch durch die fotografische Rekonstruktion des Rundgangs sofort 60 Jahre zurückversetzt. Auch die Spuren der Kolonie sind hier noch sichtbar: Der Schriftzug "Home Edouard Pecher" ist noch auf der Fassade des Gebäudes zu sehen.

Links: Haus Edouard Pecher © Liberas. Rechts: Westhoek Academy Koksijde, 2021 © Anna-Livia Smekens.

Um sich einen Überblick über die Ferienkolonien zu verschaffen, führt die Tour über 26 Kilometer an nicht weniger als 14 Orten vorbei. Jede Kolonie sieht anders aus und hat ihre ganz eigene Geschichte, die anhand von Fotomaterial, einer Skizze des historischen Kontextes und den bereits erwähnten Zeugenaussagen treffend rekonstruiert wird. Wenn Sie nur eine dieser Kolonien (wieder)entdecken wollen, können Sie mit der App natürlich auch nur diesen Punkt besuchen.

Screenshot ErfgoedApp: Alle ans Meer! Ferienkolonien in Koksijde und Nieuwpoort.

Am Ende der Führung hören wir die Aussage eines Einheimischen, der die Kinder der Kolonien als "ordentlich und erfahren" beschreibt. Als ich meinen Onkel, einen Panamesen, frage, wie er die Kolonien in seiner Gegend erlebt hat, schafft er es, mir zu erzählen, dass er sich als Kind nicht vorstellen konnte, dass viele der Feriengäste dort zum ersten Mal das Meer sahen. Wenn er ein Koloniekind darauf ansprach, antwortete dieses: "Und du? Hast du eigentlich die Kempen gesehen?" Nächste Station der ErfgoedApp: die Kempen vielleicht.

Praktisch

Möchten Sie mit Everyone to the Sea! Ferienkolonien in Koksijde und Nieuwpoort? Dann laden Sie die ErfgoedApp im App Store oder über Google Play herunter und laden Sie die Tour.

Kredite

Diese Tour ist eine Zusammenarbeit zwischen Elise Huughe und Manon Mortier, Masterstudentinnen der Geschichte an der UGent, und der Gemeinde Koksijde (Abteilung Kultur und kulturelles Erbe und Gemeindearchiv von Koksijde). Unser Dank geht an Martine Vermandere und Amsab-ISG.